Bei der Indexnachbildung nutzen Exchange Traded Funds unterschiedliche Methoden. Bei der Full Replication erwirbt der Fondsmanager die im Index enthaltenen Papiere und versucht so, den Index 1:1 abzubilden. Die jeweilige Gewichtung der Aktien entspricht dabei der Gewichtung im zugrunde liegenden Index.
Die passive Vermögensanlage
Ein ETF ist ein Indexfonds, bei dem auf eine aktive Vermögensanlage verzichtet wird. Der Fondsmanager verfolgt vielmehr eine passive Anlagestrategie, bei der ein bestimmter Index möglichst originalgetreu nachgebildet wird. Hierzu werden die gelisteten Aktien in ihrer jeweiligen Gewichtung erworben. Bei einem ETF auf Basis des DAX kauft der Fondsmanager somit die 30 im Index notierten Papiere und legt sie entsprechend ihres Anteils ins Depot. Weist die Bayer-Aktie wie im April 2015 einen Anteil von 10,3 Prozent auf, wird sie auch im Portfolio des Fonds mit einem Anteil von 10,3 Prozent gewichtet. So stellt der Fondsmanager sicher, dass die Entwicklung des Index auch wirklich erreicht werden kann. Handelt es sich um einen Anleihe- oder Rohstoff-ETF, wird die gleiche Praxis erfolgt, in diesem Fall erwirbt der Fondsmanager die entsprechenden Anleihen bzw. Rohstoffe.
Daran erkennt man voll replizierende ETFs:
- Indexzusammensetzung wird 1:1 durch Aktienkäufe erreicht
- Fonds hält die einzelnen Aktien physisch
- Verfolgung einer passiven Anlagestrategie
Regelmäßiges Rebalancing ist notwendig
Durch die Entwicklungen am Aktienmarkt kann es passieren, dass die Gewichtung der Aktien bei Fondsauflegung nicht mehr mit der Allokation im Index überein stimmt. Steigt bei einem DAX-ETF beispielsweise die Bayer-Aktie um 10 Prozent und verliert die Telekom-Aktie gleichzeitig 10 Prozent, entsteht eine Übergewichtung. Um dieses Szenario zu vermeiden, wird regelmäßig ein so genanntes Rebalancing durchgeführt. Durch den anteiligen Verkauf der übergewichteten Position und dem gleichzeitigen Kauf der untergewichteten Aktie soll die genaue Indexzusammensetzung wieder erreicht werden, um die Performance nicht zu gefährden. Ein solches Rebalancing ist auch nötig, wenn es sich um einen Index handelt, der aus Aktie und Anleihen besteht. Bei positivem Verlauf des Aktienmarktes kann es auch hier zu einer Übergewichtung der Aktienpositionen kommen. In einem solchen Fall gerät nicht nur die Zusammensetzung des Portfolios außer Balance, auch das Risiko des Fonds steigt deutlich. Um dieses zu begrenzen, werden schließlich Aktien verkauft, um die Gewichtung wieder zu erreichen.
Vorteile und Nachteile von voll replizierenden ETFs
ETFs, die zu 100 Prozent in die im Index enthaltenen Aktien investieren, bieten Anlegern sowohl Vorteile wie auch Nachteile. Zu den Vorteilen gehört, dass der Fonds außer dem Aktienrisiko keine weiteren Risiken aufweist. Bei ETF`s, die auf Swap-Basis investieren, besteht zusätzlich ein Kontrahentenrisiko, das nicht unbeachtet bleiben darf. Bei voll replizierenden ETFs gibt es dieses Risiko nicht. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass die Aktien tatsächlich im Portfolio enthalten sind und damit Sondervermögen darstellen. Zudem kann der Index viel genauer nachgebildet werden, als wenn nur eine repräsentative Aktienauswahl genutzt wird.
Die Vorteile von Full Replication ETF im Überblick:
- genaue Indexnachbildung
- Aktien sind Sondervermögen des Fonds
- Wertpapiere stehen physisch zur Verfügung
Neben diesen Vorteilen gibt es bei solchen Exchange Traded Funds allerdings auch Nachteile. Vor allem bei größeren Indizes mit zahlreichen Einzelaktien ist es für den Fonds sehr teuer, diese einzeln zu erwerben. Beim S&P 500 etwa müssen 500 Aktien im Bestand gehalten werden. Bei möglichen Veränderungen in der Indexzusammensetzung sind die Fondsmanager gezwungen, diese entsprechend nachzubilden und im großen Umfang Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Auch hierbei können hohe Kosten entstehen. Ein weiterer Nachteil kann entstehen, wenn ein eher exotischer Index nachgebildet werden soll. Aktien kleinerer Unternehmen sind häufig nur wenig liquide und können daher meist nicht wunschgemäß gehandelt werden. Eine getreue Indexnachbildung ist in diesen Fällen nur schwer möglich. Fondsmanager greifen hier oft auf synthetisch replizierende ETFs oder die Representative-Sampling-Strategie zurück, bei der nur eine Aktienauswahl genutzt wird, um den Index nachzubilden.